Gesamtstrategie gegen Kinderarmut überfällig

Zur heutigen Veröffentlichung des Fact Sheets Kinderarmut der Bertelsmann Stiftung haben meine Kollegin Katja Dörner und ich uns wie folgt positioniert:

Mehr als jedes fünfte Kind wächst in Deutschland in Armut auf. Bereits seit Jahren stagniert die Kinder- und Jugendarmut auf diesem hohen Niveau, ohne dass endlich politisch gehandelt wird. Das ist ein Armutszeugnis für die Bundesregierung.

Die Konsequenzen tragen die betroffenen Kinder und Jugendlichen. Mangel gehört für sie oft zum Alltag: Mangel an Geld, aber auch an sozialer, kultureller und gesundheitlicher Teilhabe. Armut schließt Kinder von den Unternehmungen und den Hobbys anderer Kinder aus, von Nachhilfe, von Kinobesuchen und auch davon, mal ein Eis essen zu gehen. Armut schränkt Kinder in ihrem Aufwachsen ein, sie beschränkt Kinder in ihren Bildungs- und Lebenschancen.

Anstatt die Kinderarmut weiterhin bloß zu verwalten, ist eine Gesamtstrategie dringend notwendig, die allen Kindern ein Aufwachsen ohne Armut ermöglicht und ihre Bedürfnisse endlich in den Mittelpunkt stellt. Wir fordern deshalb die Einführung einer Kindergrundsicherung, die sich an den realen Bedarfen von Kindern orientiert und automatisch, ohne kompliziertes Antragsverfahren ausgezahlt wird.

Durch die Corona-Krise verschärft sich die Situation vieler von Armut betroffener Kinder und Jugendlichen noch weiter. Die Krise wird die Zahl armer Kinder noch weiter ansteigen lassen. Gut gemeinte Einmalzahlungen wie der Kinderbonus können das nicht auffangen. Stattdessen muss für die besonders von Armut betroffenen Familien in der Grundsicherung eine zusätzliche finanzielle Unterstützung gewährt werden. Wir fordern deshalb umgehend einen monatlichen Aufschlag von 60 Euro auf den Regelbedarf für Kinder, um zusätzliche Kosten in der Krise aufzufangen.