Hospiz Elias erhält das Qualitätssiegel „Lebensort Vielfalt“

„Bei uns können sie sein, wie sie sein möchten.“ – Diese neun Wörter auf Ihrer Homepage kommen so unscheinbar daher. Doch dahinter verbirgt sich eine ganze Sicht auf die Welt, auf das Leben und auf die Menschen. Diese eigentlich so selbstverständliche Botschaft hat mich in ihrer Klarheit enorm berührt.

Denn wir alle wollen so sein können, wie wir sind. Wir alle wollen uns nicht verstellen oder verstecken müssen. Doch diese Unsicherheit, ob man so angenommen wird, wie man ist, prägt bis heute das Leben von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans- und intergeschlechtlichen, aller queeren Menschen. Es ist der Zweifel, ob das das Umfeld die eigene Identität akzeptiert. Es ist die Angst, abgelehnt zu werden und nicht mehr als liebenswert zu gelten. Es ist die Angst vor Diskriminierung, gar Hass oder Gewalt. Und diese Befürchtung ist bis heute auch in Deutschland leider nicht unbegründet. Und so ist es leider nicht überraschend, dass nur wenige LSBTIQ* glauben, dass etwa Pflegeeinrichtungen auf ihre Bedürfnisse eingestellt sind. Dass sie kaum glauben, dort wirklich willkommen zu sein.

Daher ist es so wichtig, dass Einrichtungen wie das Hospiz Elias eine Offenheit auch proaktiv signalisieren. Denn nur so kann LSBTIQ* der erste Zweifel genommen werden. Aber dieses Signal der Offenheit muss sich dann im Pflegealltag auch bewähren. Es darf nicht bloße Behauptung bleiben.

Das Qualitätssiegel „Lebensort Vielfalt“ der Schwulenberatung Berlin zertifiziert Alten- und Pflegeeinrichtungen, die sich bemühen, die sexuelle und geschlechtliche Vielfalt ihrer Bewohner*innenschaft zu berücksichtigen. Die Verleihung des Siegels steht dabei am Ende eines Qualifizierungsprogramms für stationäre Pflegeeinrichtungen und ambulante Pflegedienste, Tagespflegestätten, Hospize und Krankenhäuser. Es soll sicherstellen, dass in struktureller, organisationspolitischer und personeller Hinsicht Voraussetzungen dafür geschaffen wurden, um die Akzeptanz von LSBTIQ* in ihren Einrichtungen zu leben.

Und so hat das Hospiz Elias samt seiner Mitarbeiter*innen eine intensive Qualifizierung und Schulung durchlaufen. Die Strukturen und Prozesse wurden diversitätssensibel aufgestellt und ausgestaltet. Das Programm für eine diversitätssensible Pflege, Versorgung und Begleitung von LSBTIQ* ist aus einem vom Bundesfamilienministerium geförderten Modellprojekt entstanden. Ich bin sehr froh, dass es inzwischen vom PKV-Verband in Kooperation mit der Deutschen Aidsstiftung weitergeführt wird.Ein Hospiz hat sich der ambulanten und stationären Pflege und Begleitung todkranker und sterbender Menschen verpflichtet. Und dass sich LSBTIQ* in ihren letzten Tagen, Stunden und Minuten sicher sein können, dass sie vom Team des Hospiz Elias so angenommen werden, wie sie sind, stelle ich mir als riesige Erleichterung vor. Kurz vor dem Lebensende Akzeptanz und Wertschätzung zu erleben, sicher zu sein, kann maßgeblich dazu beitragen, dass im Hospiz Elias der Abschied vom Leben vielleicht auch mit innerem Frieden und versöhnlichem Loslassen verbunden wird. Denn es geht nicht nur um ein Siegel, sondern um Menschen.

Für Ihre verantwortungsvolle Aufgabe, Menschen am Lebensende in Würde und mit Wertschätzung zu pflegen, möchte ich Ihnen meinen Respekt und meine Bewunderung zollen.

Als erstes Hospiz in Rheinland-Pfalz und zweites Hospiz in ganz Deutschland bekam das Hospiz Elias das Qualitätssiegel „Lebensort Vielfalt“ offiziell verliehen.

 

Ich gratuliere dem Hospiz Elias und seinem Team sehr herzlich und wünsche Ihnen und Ihren Patient*innen alles erdenklich Gute und viel Kraft.