Zu Gast bei Sofra und der Rainbow Refugees Cologne – Support Group

Ein Abend, der unter die Haut ging: Am Wochenende habe ich rund 25 lesbische, schwule, bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Geflüchtete getroffen. Wir haben uns lange ausgetauscht und dann gemeinsam gegessen im Rahmen des regelmäßigen Treffens, organisiert von SOFRA Cologne und Rainbow Refugees Cologne – Support Group. Ich habe sehr viele bewegende, persönliche Geschichten gehört:

von dem lesbischen Paar aus Jamaica, die in ihrer Heimat mehrfach auf der Straße angefeindet und bedroht wurden und die sich Hilfe suchend an die Polizei gewandt haben. Statt zu helfen hat die Polizei sie rausgeworfen, als der „Vorwurf, Lesbe zu sein“ im Raum stand. Nach langer Flucht lebt das Paar nun in Deutschland. Eines der Dinge, die sie beim Asylverfahren zu hören bekamen, war: „Sie können keine Lesbe sein, Sie haben schließlich Kinder.“

von den Männern aus Algerien, aus Marokko, aus Ägypten, wo homosexuelle Handlungen bis zu drei Jahren Haft bestraft werden; Länder, die unsere Bundesregierung als „sicher“ einstufen will; Länder, wo im Asylverfahren oft gesagt wird: „Sie können zurück, denn wenn Sie ihre Sexualität nicht offen ausleben, sind Sie ja sicher.“ Nicht selten werden aus dieser Begründung heraus Asylanträge abgelehnt.

von dem schwulen Ehepaar, bei dem aber die Familienzusammenführung nicht gestattet wurde – anders als bei heterosexuellen Eheleuten

von der Intersexuellen, die aus Indien geflohen ist, weil sie dort verprügelt und misshandelt wurde – und die ähnliche Erfahrungen auch in deutschen Sammelunterkünften gemacht; und der jetzt nur noch die Hoffnung auf eine spezielle LSBTI-Einrichtung oder ein Gewaltschutz-Projekt bleibt

von den Frauen und Männern, die Monate nach ihrem positivem Bescheid plötzlich einen Strafantrag wegen angeblich fehlender Papiere erhalten haben

Es sind aufwühlende, erschütternde Geschichten von Menschen, die eins gemeinsam haben: Sie wollen einfach in Frieden und Freiheit leben, so wie sie lieben und so wie sind. Ein Recht, das jedem menschlichen Wesen zusteht.

Es gibt noch sehr viel zu tun in Deutschland, damit unsere Asylverfahren und unsere Einrichtungen queer-sensibel sind und entsprechende Schutzstandards erfüllen. Bei allen Fortschritten erleben wir leider gerade vermehrt Rückschritte und Schikanen. Es ist ein großes Glück, dass es Anwält*innen und Menschen wie Philipp Braun und Knud Wechterstein und Ibrahim Willeke und Ina Wolf und Lilith Khannum und Marco Doloris Kammholz und viele andere gibt, die sich täglich für einen menschlichen Umgang und für Menschenrechte einsetzen. Und so wunderbare Organisationen, ohne deren starke Arbeit noch mehr im Argen liegen würde. You guys are just amazing.

Danke!