EuroPride in Belgrad: Zwischen Entschlossenheit und Anspannung

So, 18.09.2022
EuroPride in Belgrad: Zwischen Entschlossenheit und Anspannung

 

In Belgrad ist die EuroPride 2022 zu Ende gegangen. Bis zuletzt war unklar, ob die serbische Regierung gewillt ist, den Pride March der europäischen LGBTIQ* Community zu erlauben und ausreichend zu schützen.

Unter massivem Polizeiaufgebot demonstrierten letztlich über 2.000 Menschen für die Rechte der serbischen LSBTIQ-Community, darunter auch viele europäische und nationale Botschafter*innen und Politiker*innen. Der Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann, war ebenfalls bei der EuroPride 2022 und hat am Pride March teilgenommen. Nach dem Abschlusskonzert kam es zu gewalttätigen Übergriffen, die offenbar nur unzureichend von der Polizei unterbunden wurden.

Sven Lehmann, Beauftragter der Bundesregierung für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt (Queer-Beauftragter), erklärt:
„Ich bin zutiefst beeindruckt von dem Mut und der Entschlossenheit der serbischen Aktivist*innen, die bis zuletzt um diesen öffentlichen Pride March verhandeln mussten. Gemeinsam mit der serbischen Community zu demonstrieren war der bewegende Höhepunkt der EuroPride 2022 in Belgrad. Die serbische Community hat sich weder von den nationalistischen und christlich-orthodoxen Protesten noch dem Schlingerkurs der serbischen Regierung einschüchtern lassen. Dass die serbische Regierung bis zuletzt gezögert hat, ein klares Bekenntnis für den Schutz und das Recht auf Versammlungsfreiheit abzugeben zeigt, dass Serbien an einem Scheideweg steht. So umkämpft wie in diesem Jahr war ein Pride March in Belgrad schon lange nicht mehr. Umso wichtiger waren die internationale Aufmerksamkeit und Solidarität vor Ort. Diese Aufmerksamkeit darf nun nicht nachlassen. Die gewalttätigen Übergriffen nach dem Pride March müssen ebenso aufgeklärt werden wie mögliches Fehlverhalten von Polizeikräften.

Im serbischen Kabinett liegen wichtige Gesetzesvorlagen für die rechtliche Anerkennung gleichgeschlechtlicher Paare und von trans- und intergeschlechtlichen Menschen. Diese sollten nun zügig verabschiedet werden. Gleiches gilt für Maßnahmen zur Bekämpfung von Hassgewalt. In diesem Kampf um rechtlichen Schutz und gesellschaftliche Akzeptanz hat die serbische Community Deutschland und die EU an ihrer Seite.“